Ich sehe das ganz ähnlich, die Erneuerbaren sind bei einer lokalen Erzeugung in Deutschland preislich im Moment unschlagbar und sowieso nicht aufzuhalten.
Auch eine Intraday-Speicherung scheint inzwischen wirtschaftlich darstellbar, sonst würden nicht alle Erzeuger wie die Weltmeister Batteriespeicher bauen.
Die spannende Frage wird aber sein, wie man mit wirtschaftlich am besten mit dem Problem der Langzeitspeicherung umgeht (Winter, Dunkelflauten, usw). Nach meiner Einschätzung wird der Markt das Problem wie folgt lösen:
* Batteriespeicher eignen sich als Langzeitspeicher eher nicht, weil die Kapazität begrenzt ist (Mehrkosten ca 10 ct / kWh bei der Intraday Speicherung, bei der Langzeitspeicherung natürlich viel schlechter)
* Kernkraft wirds in Deutschland die nächsten 20 Jahre sicher nicht geben, höchstens indirekt durch Importe aus dem Ausland. Einfach deshalb, weil es so lange dauern würde, neue AKWs zu bauen, selbst wenn man das mehrheitlich wollte.
* Man kann Strom im europäischen Verbund zukaufen und dazu neue Leitungen bauen, die aber Geld kosten und Zeit dauern. Im Moment scheint hier aber viel zu entstehen (in die nordischen Ländern, nach England), Vorlauf jeweils ca 5 Jahre. Scheint komplett privat finanziert zu sein, rechnet sich offensichtlich aus den Preisdifferenzen in den Märkten
* Man kann Überkapazitäten bei den Erzeugungen aufbauen. Das ist bis zu einer bestimmten Grenze sinnvoll (eine Firma zahlt 25 ct für den eingekauften Strom und 10 ct für den PV Strom vom Dach. Wenn sie den Strom gar nicht einspeisen könnte, würde sich eine Solaranlage selbst dann rechnen, wenn sie nur die Hälfte des Stroms nutzen kann, der dann halt 20 ct kostet). Hat man aus einer Solaranlage auch an einem bedeckten Tag 20% Leistung, die nicht den kompletten Bedarf deckt, und verdoppelt die Anlagengröße, deckt man am bedeckten Tag wenigstens doppelt so viel vom Bedarf. In der Konsequenz hat man am sonnigen Mittag Strom übrig, der abgeregelt oder zu Kosten von fast 0 nutzbar wäre. Dies kann zu einer verbesserten Wirtschaftlichkeit von lokalen Langzeitspeichern führen (Elektrolyseur -> Wasserstoff -> Brennstoffzelle), amortisiert sich im Moment aber wohl noch nicht.
* Man kann erneuerbar erzeugten Wasserstoff oder Ammoniak importieren. Das könnte sich in Situationen rechnen, wo einerseits Strom an bestimmten Standorten sehr günstig erneuerbar hergestellt werden kann (Kanada, Standorte ohne Leitungsanbindung, aber mit Schiffsanbindung, siehe z.B.
https://www.abo-wind.com/ca/company/projects/toqlukutik-proj…) und andererseits der Stoff auch in großen Mengen verbraucht wird (Ammoniak ist ein Grundstoff für die chemische Industrie, Wasserstoff für die Stahlherstellung usw). Diese Industrien brauchen den Stoff sowieso, am Ende ist es dort eine rein wirtschaftliche Überlegung, ob Erzeugung in Deutschland ohne Transport oder Erzeugung in Kanada oder Finnland mit Transport günstiger ist. Konventioneller Ammoniak und Wasserstoff wird wegen des CO2 Preises zu teuer werden. Hier wird man ein paar Jahre und konkrete Pilotprojekte abwarten müssen.
In Bezug auf den CO2 Preis, der ja die Umstiegsgeschwindigkeit steuert, muss man sich klar machen, dass der CO2 Preis so lange steigen wird, bis der Schmerz der Nutzer so groß ist, dass Umstieg stattfindet. Hier sind ja langfristig die verfügbaren Mengen an CO2 festgelegt, die immer knapper werden, wenn also alle sagen würden, "ist halt teurer geworden, kann ich mir noch leisten", wird der Preis einfach so lange steigen (müssen), bis es sich hinreichend viele Abnehmer nicht mehr leisten können. Die Kunst wird aber sein, hier auch die Mehrheit der Bevölkerung sachlich informiert zu halten, dass sie die Notwendigkeit eines Umstiegs einsieht. Dass es in Diskussionsforen da immer auch einzelne russische Trolle oder QUERdenker aus der Ecke "Klimawandel gibts nicht und die Erde ist eine Scheibe" geben wird, lässt sich in Zeiten des Internets nicht vermeiden, aber die Kernfrage wird sein, ob die Mehrheit hier sachlichen Lösungsdiskussionen gegenüber offen bleibt.