Gerüchte über drohende Pleite
Aktiencrash vernichtet Hälfte des Börsenwerts: Ist Fracking-Riese Chesapeake am Ende?
Zwingt der Ölpreis die US-Fracking-Industrie in die Knie? Die Frage scheint nicht mehr ob, sondern wann die Schieferölunternehmen kapitulieren müssen. Mit Chesapeake Energy gerät nun einer der größten Fracking-Konzerne ins Wanken.
Die Angst vor einer Pleitewelle verwandelte sich am Montag in eine handfeste Panik. Gerüchte, Fracking-Riese Chesapeake Energy stehe kurz vor der Insolvenz, trieben die Anleger in Richtung Notausgang. Die Chesapeake-Aktie stürzte rasant in die Tiefe, erst bei 1,50 US-Dollar war Schluss. Damit verlor das Unternehmen innerhalb eines Tages die Hälfte seines Börsenwertes. Es ist der niedrigste Wert seit Mai 1999.
Chesapeake-Aktie im Fünf-Tagechart:
Mit dem Hinweis auf eine bevorstehende Nachricht wurde die Chesapeake-Aktie schließlich vom Handel ausgesetzt. Der Fracking-Riese bemüht sich seither um Schadensbegrenzung. „Chesapeake verfolge derzeit keine Pläne, Insolvenz anzumelden, und ist hartnäckig darum bemüht, den Wert für alle Anteilseigner zu maximieren“, bekräftigte das Unternehmen in einer Mitteilung. Zu den prominentesten Aktionären von Chesapeake gehört unter anderem Großinvestor Carl Icahn.
Angst vor der Pleitewelle wächst
Immer mehr Unternehmen stehen angesichts des niedrigen Ölpreises mit dem Rücken zur Wand. Im vergangenen Jahr mussten laut „Reuters“ bereits 40 Unternehmen der Energiebranche Konkurs anmelden. Geht es nach BlackRock-Chef Larry Fink, wird sich die Pleiteserie in diesem Jahr fortsetzen. Er glaubt: „400 Unternehmen werden den Öl-Crash nicht überleben.“ Unter den Experten wächst zudem die Angst vor einem drohenden Dominoeffekt. Die Fracking-Industrie ist über teils hochriskante Anleihen eng mit der Finanzindustrie verstrickt. Stürzen die Ölunternehmen, so könnte möglicherweise das gesamte Bankensystem ins Wanken geraten, so die Sorge (Mehr dazu hier: Achtung, Crashgefahr! Riskante Fracking-Anleihen könnten neue Finanzkrise auslösen).
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Auf Chesapeake lastet ein Schuldenberg von über zehn Milliarden US-Dollar. Keine leichte Aufgabe für das Unternehmen, zumal der stetig sinkende Ölpreis immer größere Löcher in die Kassen reißt. Allein im dritten Quartal 2015 musste Chesapeake einen Verlust von 4,7 Milliarden US-Dollar hinnehmen, berichtet die „FAZ“. Der Konzern steuerte gegen, indem er rund 15 Prozent seiner Arbeitsplätze strich sowie Wertberichtigungen an einigen Öl- und Erdgasvorkommen vornahm. Medien hatte im Zuge der jüngsten Pleitegerüchte berichtet, Chesapeake habe Sanierungsexperten der Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis angeheuert, um mit der Schuldenlast fertig zu werden. In seiner Mitteilung betonte das Unternehmen jedoch, bereits seit 2010 mit der Kanzlei zusammenzuarbeiten.
Hinweis: Wie 4eva richtig bemerkte, hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Einen Verlust von 4,7 US-Dollar hätte Chesapeake vermutlich noch verkraften können, tatsächlich waren es aber 4,7 Milliarden US-Dollar. Danke an die aufmerksame w:o-Community!