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     1399  0 Kommentare Nachdem Schürfer aufgeben: „Werden nun weniger Bitcoin-Blöcke erzeugt, Herr Biagosch?“

    Chinesische Bitcoin-Miner verschrotten ihre Technik-Farmen, weil sich Schürfen nicht mehr lohnt. Doch wer baut dann die Bitcoin-Blockchain weiter? Wir haben bei Nicolas Biagosch, Partner beim Kryptospezialisten Postera Capital, nachgefragt.Im Netz kursieren Fotos von verschrotteten Bitcoin-Farmen, weil sich durch den gesunkenen Bitcoin-Kurs das Schürfen nicht mehr lohnt. Wie sehr ist die Rechenleistung des Netzwerks gesunken?
    Nicolas Biagosch: Die Leistung misst man an der sogenannten Hash-Rate. Sie ist zuletzt tatsächlich gesunken, nachdem sie jahrelang nur gestiegen ist und liegt jetzt in etwa auf dem Niveau von Mai oder Juni 2018. Das ist auch ganz gut so.
    Inwiefern?
    Biagosch: Die Leistung betrug Ende 2017 rund 15 Millionen Tera-Hash pro Sekunde und stieg dann auf über 50 Millionen in der Spitze. Das war im Vergleich zur Preisentwicklung zu schnell und zu viel. Jetzt ist das System wieder etwas geschrumpft und damit effizienter geworden.
    Durch das Schürfen entstehen auch neue Blöcke für die Bitcoin-Blockchain. Werden nun weniger Blöcke erzeugt?
    Biagosch: Nein, das System reguliert sich selbst. Mit der sinkenden Leistung sinkt auch die Schwierigkeit der zu lösenden Rechenaufgaben. Das war gerade erst vor etwas über einer Woche wieder der Fall. Damit bleibt die Geschwindigkeit gleich, mit der neue Blöcke entstehen.
    Die Macher haben also ein Einsehen?
    Biagosch: Es gibt keine Bitcoin-Macher in dem Sinne. Alles passiert vollautomatisch.
    Warum verpulvert man eigentlich so viel Energie für so ein unausgereiftes System?
    Biagosch: Zunächst halte ich es für einen Fehler, neue Dinge mit fertig ausgereiften Dingen zu vergleichen. Wenn man das macht, legt man alles Neue automatisch weg und kommt nie voran. Und das Thema Energie finde ich in anderen Gebieten viel schlimmer. Den meisten Strom auf der Welt verbraucht das US-Militär. Ist Krieg eine notwendige Sache? Ich finde, nein.

    Trotzdem könnte man mit der Bitcoin-Energie sinnvollere Sachen machen.
    Biagosch: Ich finde es sehr sinnvoll, beispielsweise für Menschen in der dritten Welt ein zuverlässiges, unabhängiges Geldsystem und Wertaufbewahrungsmittel zu bieten. Bitcoin sind vor dem Zugriff durch Diktatoren und Kriminelle geschützt. Außerdem ist ein großer Teil der verbrauchten Energie überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen, zum Beispiel in Island und im kanadischen Québec.
    Warum spart man nicht einfach das Geschürfe, wirft alle 21 Millionen Bitcoin auf den Markt und lässt dem System seinen Lauf?
    Biagosch: Über das Schürfen entsteht ein sogenannter Konsensmechanismus. Dieser gewährleistet die Sicherheit des Systems. Jeder Block wird gefunden und von der Gemeinschaft genehmigt. Das ist auch ein Test, wie ernsthaft das Ganze betrieben wird. Das ganze System wird dadurch robuster.
    Für den täglichen Zahlungsverkehr ist das aber zu langsam und sind die Blöcke immer noch zu klein.
    Biagosch: Das ist auch gar nicht das Ziel. Der Bitcoin ist ideal, um größere Summen günstig zu transportieren und vor dem Zugriff anderer zu schützen. Er kann aber herkömmliche Währungen nicht ersetzen, zum Beispiel weil er durch seine begrenzte Menge deflationär wirkt, während normale Währungen inflationär auftreten müssen. Ich glaube aber an den Wettbewerb durch unabhängige Geldsysteme. Damit bekommen die Menschen mehr Möglichkeiten und mehr Auswahl. Das ist das Ziel.

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