Da ja aus Kostengründen bei der Aurelius die Unternehmenskommunikation für Aurelius Equity Opportunities (AEO) eingestellt wurde, wollte ich überprüfen, was im Portfolio seit letztem Sommer alles passiert ist, v.a. ob etwas NAV relevantes erfolgt ist. Die Webseite wurde ja auch umgearbeitet, und dort kann man ja nicht mal mehr 100% zuordnen, welche Portfoliogesellschaften wo hinzugehören.
Aktuell gibt es die Wahlmöglichkeiten unter https://www.aurelius-group.com/de/unsere-investitionen von:
- Private Equity Mid-Market Buy-out
- Private Equity Lower Mid-Market
- Private Equity Growth (das ist v.a. oder ausschließlich Aurelius Wachstumskapital und somit nicht im Interessensbereich von uns Aktionären)
- Private Debt (das ist AURELIUS Finance Company und auch nicht in unserem Interessensbereich)
- Real Estate (ebenfalls nicht in unserem Interessensbereich)
Die Beteiligungen, die über den Fonds gekauft werden, an dem AEO mit 30% beteiligt ist und die eigentlichen AEO Assets verteilen sich auf Mid-Market und Lower Mid-Market. Wenn man davon ausgeht, dass Lower Mid-Market AEO ist und Mid-Market Buy-Out der Fonds, dann hätte es letztes Jahr nach Einstellung der Kommunikation 2 Zukäufe gegeben (Weck durch den Fonds und GastroHero durch AEO).
Früher gab es da die Abgrenzung, dass man unter EUR 100 Umsatz der Deal durch AEO durchgeführt wird und darüber durch den Fonds, zumindest erinnere ich mich an eine Unternehmensmitteilung in der Hinsicht, aber mit dem Kauf der tmgroup wurde das ja schon aufgeweicht, weil die unter EUR 100 Mio. Umsatz macht und trotzdem durch den Fonds gekauft wurde.
Was habe ich also gemacht:
2022er GB Seite 47 als Grundlage genommen und die Portfoliogesellschaften auf der Webseite abgeglichen. Was nicht mehr auf der Webseite ist, habe ich zusätzlich recherchiert, ob evtl. etwas größeres dabei war.
Es hat sich herausgestellt, dass da einiges fehlt:
1) Distrelec Verkauf für EUR 365 Mio. war schon bekannt. Kapitalrückfluss an AEO wurde für die Finanzierung des Aktienrückkaufprogramms und v.a. der vorzeitigen Rückführung der Nordic Bond Anleihe verwendet.
2) LD Didactic: Wurde im Rahmen eines Management-Buy-Outs im August 2023, finanziert durch die S-UBG verkauft. Die S-UBG finanziert laut Aussage ihrer Webseite bis zu EUR 6 Mio. Eigenkapital und kann wohl noch etwas Mezzanine-Finanzierung hinzugeben. Wenn ich davon ausgehe, dass die Transaktion mit 50% Darlehen plus Mezz plus max. Eigenkapital-Volumen finanziert wurde, hat die Transaktion wohl max. EUR 20 Mio. erlöst, abzüglich Fremdverschuldung bei der LD Didactic, zu dem mir Informationen allerdings nicht vorliegen.
3) NDS Group AS: Das Unternehmen ist im September 2023 aus einem Insolvenzprozess heraus an einen strategischen Käufer (Autoparts United Nordic) veräußert worden. Daher gehe ich davon aus, dass es hier zu gar keinen Kapitalflüssen an AEO kam.
4) Nedis wurde an Commaxx verkauft. Hier muss ich schon etwas spekulieren, es könnte aber sein, dass wir hier in der Zukunft noch mehr erfahren werden. Commaxx wurde nämlich erst letztes Jahr durch die börsennotierte Gesellschaft ALSO Holding gekauft. Lt. ALSO GB 2023 hat man für die Anteile an der Commaxx EUR 15,3 Mio. gezahlt. Reine Spekulation: Wenn commaxx die Nedis kauft, könnte die Nedis tatsächlich kleiner sein. Als weiterer Anhaltspunkt dient: https://www.dealmaker.nl/company/aurelius-benelux, wo die Transaktion zwischen EUR 5 und EUR 25 Mio. bewertet wurde. Ich hoffe, dass wir durch Investor Relations der ALSO hierzu mehr erfahren werden.
5) Zuletzt wurde ein Asset aus dem Fonds AURELIUS European Opportunities IV veräußert, nämlich ENERVEO. Hier hat man GBP 27,5 Mio. damals an SSE bezahlt (wenn vollständig EK-finanziert, dann ist der AEO Anteil GBP 8,25 Mio.). Laut Pressemeldung https://www.constructionnews.co.uk/financial/ma/sse-buys-enerveo-back-from-private-equity-firm-05-04-2024/ hatte die Gesellschaft Schwierigkeiten auf standalone Basis zu agieren und hat konsistent negative Zahlen geschrieben, wonach vor 2 Wochen SSE die Beteiligung zurückgekauft hat. Ich gehe stark davon aus, dass mit dem Investment ein Verlust geschrieben wurde, was in der Geschichte von Aurelius selten vorkam. Da die SSE ebenfalls börsengelistet ist, könnte es auch hier sein, dass wir noch mehr Informationen erhalten.
Heißt für uns AEO Aktionäre, dass durch die Transaktionen 2) und 4) max. EUR 2 / Aktie an die AEO geflossen ist (abzüglich Boni oder Beteiligung des Managements), wahrscheinlicher sogar unter EUR 1 / Aktie.
Generell sehe ich den Wert natürlich auch weit über aktuellem Kurs und der letzte im Nordic-Bond Documentation publizierte NAV lag ja bei ca. EUR 36, wovon wir heute wohl immer noch nicht weit weg sind, allerdings hat das Management bzw. die Großaktionäre Zeit die Aktien sehr langsam zurückzuerwerben und durch nicht vorhandene Unternehmenskommunikation den Kurs niedrig zu halten. Wie die Vorbeiträge das auch erwähnt haben, ist es wahrsheinlich, dass immer weniger über die AEO erworben wird und bestehenden Assets nach und nach veräußert werden. AEO selbst hat seit 2021, wenn das stimmt, was ich weiter oben geschrieben habe nur eine einzige Beteiligung gekauft (während der Fonds 9! Beteiligungen erwarb), was wirklich darauf hindeutet, dass der Fokus komplett verschoben wurde. Das Management profitiert - wenn die Deals funktionieren - natürlich wesentlich mehr von großen Deals, die durch den Fonds getätigt werden, wie durch "die Kleinen AEO" Deals, allerdings muss man jetzt auch erst beweisen, dass man das auch kann (ENERVEO und die Body Shop Insolvenz müssen erstmal verdaut werden) und sind sicherlich nicht sehr hilfreich beim aktuellen Fundraising für den Folgefonds - es wurde davon gesprochen, dass der Folgefonds EUR 1 Mrd. Volumen haben soll. Ob sich die AEO hier auch wieder beteiligt, bleibt abzuwarten.
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